Vita

Rudolf Jankuhn

1949 – 1969 geboren und sozialisiert in WestBerlin
1969 – 1971 Studium an der LMU München, Mitglied des Asta
1971 – 1976 im Zuge der APO-Bewegung | Betriebsarbeit in der Siemens AG in München, Vertrauensmann der IG-Metall
1978 Bekanntschaft mit der Schwester der Malerin Ursula Vehrigs (1893 – 1972), Übernahme der Nachlassbearbeitung
1981 – 1986 Berlin, Studium Kunstgeschichte, Beginn der eigenen Malerei, 1/4 jährige Aufenthalte in Frankreich
1987 – 1988 als praktizierender Maler in Köln
ab 1989 in Frankfurt, erste Ausstellungsbeteiligungen: Galerie Blum, 1993, Holzhausenschlößchen Frankfurt, 1998
1991 – 94 Broterwerb als Drucker und Layouter
1997 zusammen mit der Stadt Naumburg: Organisation und Durchführung einer retrospektiven Ausstellung ,Ursula Vehrigs‘
Seit Mitte 2000 zurück in Berlin, nun aber im Ostteil der Stadt
2004 Fertigstellung und Herausgabe des Buches „Ursula Vehrigs – Ein Malerinnenleben, von der Kaiserzeit zur DDR“
2008 – 2011 Fertigstellung und Herausgabe der Werkhefte 1 – 6

Arbeitsgebiete

Literatur

zur Person

Nicht als Kunstwissenschaftler, sondern als Freund des Künstlers möchte ich, Martin Oppermann, Ihnen eine kleine Einführung in den Kosmos von Rudolf Jankuhn geben, der, 1949 in Berlin-West geboren, sich vor einigen Jahren, nach Stationen in München, Köln und Frankfurt wieder in Berlin, diesmal im Osten der Stadt, in Weißensee heimisch gemacht hat.

Man kann Rudolf Jankuhn gut und gerne als Großstadtmenschen bezeichnen, als Großstadtneurotiker womöglich, der die Reibung sucht und braucht, ebenso wie die Ruhe, aber eben noch mehr die Anbindung an andere denkende, suchende, schaffende Geister, den Austausch, die gegenseitige Inspiration. Als Künstler ist Rudolf Jankuhn Autodidakt. Sein Weg zur Malerei führte über das Studium der Kunstgeschichte.

Ein fast manischer Wissensdurst, der weit über den Bereich der Bildenden Kunst hinausgeht, ist bis heute kennzeichnend für den Menschen und Künstler Rudolf Jankuhn. Hier hat sich jemand, neben seiner Lohn- und Brotarbeit als Taxifahrer in eine Art ‚Studium generale’ gestürzt, um im Laufe der Zeit zu einem veritablen Privatgelehrten zu werden, der seine Kenntnisse nicht nur bereitwillig teilen kann und will, sondern zudem in der Lage ist, das Angeeignete und Erfühlte in seine bildnerische Arbeit zu übersetzen.

Der expressive Gestus der Arbeiten ist unübersehbar und geht nicht nur scheinbar gut zusammen mit der Erscheinung und Vita von Rudolf Jankuhn. Die formale Nähe zu den deutschen Expressionisten ist kein Zufall, sondern Ausdruck tiefen Respekts des Künstlers gegenüber der bildnerischen Arbeit dieser ‚Meister’, und Dokumentation einer gewissen Seelenverwandtschaft, eines ähnlichen Blickes auf die Welt, auf die Menschen.

Wenn Rudolf Jankuhn in seinem Katalog das folgende Beckmannzitat voranstellt, dann ist das eine schneidend klare Umreißung seines ureigenen Verständnisses von Kunst im allgemeinen und bildender Kunst im besonderen: ‚Kunst dient der Erkenntnis, nicht der Unterhaltung, der Verklärung oder dem Spiel’ Max Beckmann. Diese Absage an Gefälligkeit, an Hobbymalerei im Sinne von Kunst, Schaffen als Zerstreuung und Wandbilder als bloße Dekoration zeigt, dass es hier einer ernst meint. Das Heraus- und Zurückstülpen von innen nach außen und zurück, das Zerstückeln und Neuzusammensetzen, das malerische Forschen und Tasten, der Versuch der Übersetzung von Gedanken und Gefühlen in Form und Farbe stellt sich hier als immer neue Aufgabe, als Herausforderung dar, die geleistet sein will, nein: muss. Neben der bildnerischen Arbeit sind in den letzten Jahren von Rudolf Jankuhn mehrere Textprojekte realisiert worden. Hier ist an allererster Stelle die Dokumentation über Leben und Werk der Malerin Ursula Vehrigs (1893 – 1972) zu nennen, deren künstlerischen Nachlass Rudolf Jankuhn seit über 20 Jahren betreut. Darüberhinaus ist eine Art Familiengeschichte entstanden, in der Rudolf Jankuhn wie die sprichwörtliche Trümmerfrau, im Steinbruch der deutschen Geschichte und der eigenen Familie, Brocken zusammenträgt und dabei den Blickwinkel immer wieder vom Privaten aufs Politische und umgekehrt verschiebt. Im Hauptfocus steht dabei der Vater, der als Rechtsanwalt im Dritten Reich mit einer jüdischen Mutter, zu den Verfolgten des Regimes gehörte. Eine ähnliche Recherche hinsichtlich seines Großonkels Walter Jankuhn, eines überaus bekannten Operettentenors der Zwanziger und Dreißiger Jahre, enthält einen generell anderen Focus, nämlich den auf eine erfolgreiche berufliche Karriere, die auch im Dritten Reich fortgesetzt werden konnte, ohne das Schicksal des kollegialen Umfeldes außer Acht zu lassen, dem dies nicht vergönnt war. Die Werkhefte 3, 5 und 6 stellen Material zu folgenden Themen zur Verfügung: Nr. 3 stellt neue Informationen zum persönlichen Umfeld von Ursula Vehrigs in den Zwanziger Jahren zur Verfügung. Nr. 5 stellt den Autor Walter v. Molo vor, Internas aus der ‚Dichterakademie’ am Ende der Weimarer Republik. Nr. 6 beschäftigt sich mit dem Chefredakteur des ‚Berliner Tageblattes’ Theodor Wolff. Seine sogenannten ‚Werkblätter’ erlauben uns Einblicke in die Denk- , Studier- und Arbeitsweise Rudolf Jankuhns und laden ein zum Blick in und hinter die entstandenen Bilder, geben Auskunft über Motivationen und Intentionen des Künstlers. Berlin, Februar 2012 / Martin Oppermann

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